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[Review] Aurich, T: Evaluation der Überlegenheit von hochintensivem Intervalltraining (HIIT) im Vergleich zu moderatintensivem kontinuierlichem Training (MICT) in Bezug auf psychisch relevante Biomarker: ein systematisches Review

Published onJun 01, 2024
[Review] Aurich, T: Evaluation der Überlegenheit von hochintensivem Intervalltraining (HIIT) im Vergleich zu moderatintensivem kontinuierlichem Training (MICT) in Bezug auf psychisch relevante Biomarker: ein systematisches Review
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Description

HIIT scheint MICT in Bezug auf psychische Erkrankungen überlegen zu sein, die Biomarker BDNF und Cortisol könnten eine Rolle spielen. Zehn Studien wurden in das Review einbezogen. BDNF könnte im Gegensatz zu Cortisol die Überlegenheit von HIIT erklären.

A) Zusammenfassung:

Das vorliegende Manuskript stellt ein systematisches Review dar, um zu untersuchen inwiefern sich hochintensives Intervalltraining (HIIT) im Vergleich zu moderatintensivem kontinuierlichem Training (MICT) auf die psychisch relevanten Biomarker Brain Derived Neurotrophic Factor (BDNF) und Cortisol auswirkt. HIIT konnte im Vergleich zu MICT in anderen Studien einen positiven Effekt auf psychische Symptome vorweisen, jedoch gab es keinerlei Untersuchungen der zugrundeliegenden physiologischen Prozesse, die dies erklären könnten. Das systematische Review kommt nun zu dem Schluss, dass BDNF im Gegensatz zu Cortisol als möglicher zugrundeliegender Erklärungsansatz für diese Überlegenheit von HIIT dienen könnte.

B) Allgemeines Review:

1. Bedeutung

Die untersuchte Fragestellung kann als Ansatzpunkt für zukünftige Studien in Bezug auf sportpsychiatrische Interventionen und deren Einfluss auf Biomarker dienen und ist daher bedeutend und relevant. Zudem wurde dieser Zusammenhang zuvor noch nicht in Form eines systematischen Reviews untersucht.

2. Zur Beurteilung der Originalität sollten folgende Gedanken zugrunde gelegt werden:

Die untersuchte Frage ist relevant, da es – wie auch vom Autor beschrieben – ein wichtiger Teil der klinischen Forschung ist, die zugrundeliegenden biologischen / physiologischen Mechanismen hinter (erfolgreichen) Interventionen zu verstehen und diese damit ggf. weiter optimieren zu können. Wie unter 1. bereits genannt, ist die Fragestellung ebenfalls originell und bietet Potential für anschließende Untersuchungen. Ich halte die untersuchte Fragestellung, sowie die Ergebnisse für interessant und relevant für Studierende der Gesundheitsprofessionen.

3. Ist das Manuskript klar strukturiert und organisiert?

Das Manuskript ist klar strukturiert und organisiert. Als Leser*in wird man klar von einem Themenblock zum nächsten geführt und die Darstellung aller relevanten Bereiche des Manuskripts ist verständlich und schlüssig.

4. Ist die Länge angemessen?

Das Manuskript weist allgemein eine angemessene Länge vor. In einzelnen Abschnitten sollten jedoch noch zusätzliche Informationen angeführt werden, die das Manuskript noch etwas ausführlicher und umfassender erscheinen lassen könnten. Diese werde ich weiter unten anführen.

Sollte das präsentierte Manuskript Ihrer Einschätzung nach angenommen oder abgelehnt werden?

Das Manuskript von Aurich (2022) könnte ggf. nach entsprechender Überarbeitung angenommen werden.

C) Detailliertes Review:

Titel & Abstract:

Der Titel beschreibt den Inhalt und die Fragestellung des Manuskripts treffend. Allerdings ist das Wort „Überlegenheit“ sehr wertend und ich bin mir unsicher, ob die präsentierten Ergebnisse diese recht starke Einschätzung wirklich unterstützen. Ggf. würde ich hier über eine Revision der Wortwahl nachdenken.

Der Abstract hebt die Relevanz des Themas hervor und bietet eine korrekte Zusammenfassung des Manuskripts.

Schlüsselwörter werden keine angeführt, diese sollten ergänzt werden.

Einleitung:

Die Notwendigkeit und Relevanz des Artikels werden gut strukturiert deutlich gemacht. Die Abschnitte 1.2 und 1.3 könnten jedoch meiner Meinung nach noch etwas ausführlicher gestaltet werden. Dass unter Abschnitt 1.2 lediglich auf unipolare Depression (UD) eingegangen wird und die entsprechenden Biomarker Cortisol und BDNF genannt werden, spiegelt für mich nicht den Titel des Abschnittes wider. Die Relevanz dieser Biomarker würde noch stärker hervorgehoben werden, würden noch weitere psychiatrischen/psychologischen Erkrankungen genannt werden, die in deren Zusammenhang stehen (bspw. Posttraumatische Belastungsstörung). Auch wird weder UD noch eine andere Diagnose im Verlauf des Manuskripts wieder aufgegriffen, weshalb ich die Verallgemeinerung auf Biomarker psychiatrischer Erkrankungen so als nicht gestützt empfinde.

Ebenfalls noch eine ähnliche Anmerkung zur zugrundeliegenden Aussage, dass HIIT MICT überlegen sei, was die Behandlung psychischer Erkrankungen betrifft: Dieser Absatz unter 1.3 im Manuskript ist mir persönlich etwas zu kurz geraten. Gerne könnten hier noch weitere Details zu den Studien, deren Population (d.h., vor allem Diagnosen), Effektstärken, etc. angeführt werden, um einen umfassenderen Eindruck dieses zugrundeliegenden Befundes der Überlegenheit von HIIT zu erhalten, da dieser die Untersuchungsgrundlage der Fragestellung darstellt. Würden diese Aspekte noch weiter ausgeführt werden, gäbe die Einleitung der Leserschaft einen noch angemesseneren Hintergrund zum Inhalt und der Relevanz der Studie.

Die Studie und deren Zielsetzung ist jedoch allgemein gut und klar begründet.

Materialien und Methoden:

Zeitfenster der Literaturrecherche, Datenbanken, Suchkriterien, Inklusions- und Exklusionskriterien sowie entsprechende Stichproben sind klar definiert. Die verwendeten Methoden des systematischen Reviews werden verständlich und vollständig beschrieben und die deskriptive Analyse und Darstellung sind mit den präsentierten Informationen/Daten reproduzierbar. Die Methodik ist angebracht und zielführend bezüglich der Fragestellung.

Statistik und Datenauswertung:

Datenquellen und Dokumentation:

Die Quelle der Daten ist nachvollziehbar und deren Qualität wurde kritisch diskutiert. Der Prozess der Datenverarbeitung, von Datenerfassung bis zu den Ergebnissen der Analyse, ist nachvollziehbar beschrieben. Ein einziger Punkt wäre vielleicht zu ergänzen: Mir war als Leserin nicht klar, weshalb von den 19 Studien nach dem Screening noch einmal zwei weitere aufgrund unpassenden Studiendesigns ausgeschlossen wurden, wenn diese doch zuvor alle Einschlusskriterien (inkl. Design) erfüllten. Ebenso unklar war, welche Daten bei den anderen sechs ausgeschlossenen Studien fehlten. Abbildung 1 war hierbei hilfreich, jedoch auch nicht ganz eindeutig. Die Begründung und Auflistung der Qualitätsprüfung sind sehr gelungen. Gerne könnten hier auch noch die Kriterien bezüglich der Dropouts aufgelistet werden.

Mir liegen keinerlei Information bezüglich einer Veröffentlichung der Datendokumentation vor. Diese wäre jedoch sicherlich hilfreich. Da die Darstellung der Daten rein deskriptiv erfolgt ist, liegen keine Analyseskripte inklusive Anleitung zum Ausführen vor.

Datenanalyse:

Das Vorgehen und die Entscheidungen für die deskriptive Analyse werden genannt. Jedoch wäre es von Vorteil, wenn neben der Aufführung der absoluten Werte und den Veränderungen in % auch noch die (standardisierten) Effektgrößen genannt würden. Vor allem bei den signifikanten Ergebnissen wäre dies bei der Interpretation der Daten hilfreich und würde die Qualität des Reviews noch einmal steigern.

Da es sich um ein systematisches Review und keine Meta-Analyse handelt, wird keine statistische Methode angewendet. Die Darstellung der Ergebnisse ist vollständig und es werden auch die nicht-signifikante Analysen präsentiert. Es werden in den tabellarischen Übersichten jedoch keine p-Werte angegeben, Signifikanz wird lediglich durch * visualisiert. Es werden keine Arbeiten mit einem vergleichbaren Vorgehen zitiert.

Die Ergebnisse werden verständlich in tabellarischer Form visualisiert. Die Veränderungen in % bzw. Effektstärken könnten jedoch auch noch verständlicher visuell präsentiert werden.

Ergebnisse:

Die Resultate werden klar präsentiert. Jedoch sollte die Betonung noch stärker auf den Ergebnissen liegen, die wirklich statistische Signifikanz vorweisen. Allgemeine Trends können beschrieben und benannt werden, jedoch sollte davon abgesehen werden, bspw. von Anstiegen zu sprechen, wenn diese statistisch nicht gesichert wurden (Beispiel: „Bei HIIT steigen die BDNF-Werte von prä- zu post-Intervention in 5 von 6 Studien an, bei MICT nur in 3 von 6 (Tab. 2). Dabei ist ein signifikanter Unterschied zwischen den HIIT- und MICT-Gruppen bei 3 dieser Studien erkennbar“) Wenn Ergebnisse keine statistische Signifikanz vorweisen, können diese alleine auf zufälligen Fluktuationen beruhen. Dies sollte deutlich hervorgehoben werden.

Der Satz „Die Baseline-Unterschiede zwischen den einzelnen Interventionsgruppen waren zudem nie signifikant.“ ist meiner Meinung nach nicht relevant, da es sich laut Autor ausschließlich um RCTs handelt, bei welchen durch die Randomisierung grundsätzlich keine Gruppenunterscheide zum Baseline Zeitpunkt vorhanden sein sollten. Dass dies in manchen der Cortisol Studien der Fall zu sein scheint, deutet auf wirklich bedenkliche Qualitätsmängel dieser Studien hin. Auch dies sollte deutlich genannt werden.

Generell, werden die Ergebnisse angemessen, verständlich und klar strukturiert präsentiert.

Abbildungen:

Die Abbildungen, vor allem die zusätzlichen pdf-Dateien sind von angemessener Qualität und im Text wird auf diese auch passend Bezug genommen. Allerdings könnten die Schriftgrößen über alle Tabellen hinweg vereinheitlicht werden.

Jede Abbildung wird durch eine Legende erklärt. Diese ist jedoch nicht immer ganz eindeutig. Bspw. fehlt in der Beschreibung bei Tabelle 2 die 1, welche erklären soll, wofür diese in der Tabelle steht. Zudem war mir in dieser Tabelle unklar, weshalb bei Boyne et al. (2019) nicht nur die Veränderung in %, sondern auch die absoluten BDNF Werte in der HIIT Gruppe mit * gekennzeichnet wurden. Vor allem da unter T0 in beiden Gruppen der gleiche Wert zu finden ist; hier kann sein signifikanter Unterschied vorliegen.

Diskussion:

Die Diskussion steht in einer eindeutigen Beziehung zur Fragestellung des Manuskripts und greift auch entsprechen die zuvor berichteten Resultate auf. Die Argumentation ist jedoch nicht immer verständlich bzw. hinreichend begründet. Zum einen sollte sich vor allem auf die signifikanten Ergebnisse beschränkt werden (s. oben). Außerdem ist bspw. das Argument, dass mehr Studien zu BDNF im Vergleich zu Cortisol einbezogen wurden für mich nicht relevant bei 4 bzw. 6 von 10 Studien. Das Argument der Qualitätsunterschiede ist hingehen sehr relevant und wichtig zu nennen. Dass dies auch der Grund für eine mögliche niedrigere Aussagekraft der Cortisol-Studien sein könnte, sollte noch einmal hervorgehoben werden, wenn dies genannt wird. „Ursache dafür könnte die niedrigere Aussagekraft der Cortisol-Studien sein.“ steht aktuell etwas alleine und ohne Begründung.

Ansonsten ist die Argumentation logisch und verständlich.

Alternative Interpretationen der Ergebnisse werden vom Autor nicht adressiert. Dies sollte in Anbetracht der unterschiedlichen Stichproben jedoch getan werden.

Die Resultate werden nicht noch einmal mit vorhandener Literatur verglichen. Dies könnte sollte noch getan werden.

Die Limitationen der Studie werden adressiert. Vor allem die „gravierende Unterschiede zwischen dem Gesundheitszustand der Patient:innen: einige sind gesund, jung und körperlich aktiv, während andere älter und gesundheitlich beeinträchtigt waren.“ könnten jedoch noch einmal deutlich aufgegriffen werden. Auch sollte folgender Satz dringend überarbeitet bzw. erklärt werden: „Deswegen mussten Studien einbezogen werden, die in Bezug auf die Fragestellung potenziell nicht relevant waren und es ist unklar, welche genau das betrifft.“ Dieser Punkt wird so zuvor nicht im Manuskript aufgegriffen und die Aussage, dass eingeschlossene Studien nicht relevant sein könnten kommt doch sehr überraschend, nachdem Auswahlkriterien so detailliert beschrieben und konsequent verfolgt wurden. Der Nachsatz, dass zudem nicht klar sei, welche dies betreffe ist zusätzlich sehr irritierend und stellt die Qualität der Auswahlkriterien und der Studie in Frage. Eine mögliche Begründung wie bspw. „dies könnte vor allem Studien deren Population Patient*innen mit physischer Erkrankung bzw. Erkrankung, die Cortisol-Level oder BNDF-Level anderweitig beeinflussen könnte, betreffen“ sollten angeführt werden.

Schlussfolgerung/Fazit:

Der Autor adressiert die primäre Fragestellung aus der Einleitung in seiner Schlussfolgerung. Es gibt eine generalisierbare Botschaft, die jedoch mit Vorsicht zu genießen ist. Die Stichprobe der Studien war recht klein und nur 50% konnten bezüglich BDNF ein signifikantes Ergebnis berichten. Dies wird jedoch auch so vom Autor deutlich gemacht.

Literaturangaben:

Die Quellen sind adäquat gewählt und überwiegend sehr aktuell. Im Literaturverzeichnis wird jedoch der Veröffentlichungszeitpunkt uneinheitlich angegeben (d.h. manchmal nur Jahr, manchmal Jahr und Monat oder sogar das vollständige Datum). Dies sollte angepasst und entsprechend der Vorgaben des Journals vereinheitlicht werden. Außerdem sind mehrere Quellen (1 und 2, 7 und 8, 9 und 10, 14 und 15, etc. – zu viele um dies hier zu nennen) doppelt bzw. sogar mehrfach aufgeführt. Quelle Nummer 12 ist zudem unvollständig angegeben.

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