Description
Eine kritische Analyse, u.a. anhand von Aussagen anthroposophischer und homöopathischer Ärzt*innen
Call for Commentaries
Titelhintergrundbild von Giorgio Trovaso.
Bei dem Target-Artikel (Abstract s.u.) dieses ‘Calls for Commentaries’ handelt es sich um einen intern verfassten Essay, der als ‘Test-Essay’ für unser zukünftig geplantes Kommentarformat dienen soll. Als Ergänzung zum bisherigen internen Reviewverfahren bei Einreichung im Bereich “Medical Humanities”, wollen wir direkter mit Studierenden aus unterschiedlichsten Bereichen ins Gespräch kommen und qua potentiell mehreren Kommentarzyklen, einen gemeinsamen, offen zugänglichen Diskurs unter Studierenden via unserer NOS-Journalplattform ermöglichen und vor allem demonstrieren, dass ein solcher möglich ist.
Allgemeine Information zum Student Network for Open Science findest du auf unser Infoseite.
Für unseren “Call for Commentaries” suchen wir daher motivierte Studierende aus dem Bereich Science sowie Humanities, die sich aktiv an Diskursen aus dem Bereich “Medical Humanities”, bzw. sich aktiv an Diskursen zum Thema Leben, Gesundheit und Wissenschaft in Form von flexibel gestaltbaren Kommentaren zu Target-Artikeln beteiligen wollen.
Strukturell wurde der Target-Essay bewusst so geschrieben, dass er inhaltlich sowohl von Menschen aus dem Bereich Medizin / Life-Science, als auch von Menschen aus der Philosophie und den Geisteswissenschaften im Allgemeinen relativ leicht lesbar sein sollte — damit er ebenso relativ leicht kommentierbar ist. Vom Anspruch her sollte der Essay nicht viel schwerer zu lesen sein als ein Zeitungsartikel — ausgenommen das Abstract, das eher formell und fachlich-dicht gehalten wurde. An punktuell komplexeren Stellen sollen Glossarboxen das Lesen erleichtern. Der Essay ist tendenziell freier formuliert als bspw. ein wissenschaftliches Paper, dennoch wurde eine klare Argumentations- und Textstruktur im Stile einer klassischen Abhandlung verfolgt.
Inhaltlich sollte die erste Hälfte thematisch für bspw. Menschen aus dem Bereich Medizin, Pharmazie, Psychologie etc. leichter zu verstehen sein. Die zweite Hälfte hingegen sollte tendenziell eher zugänglicher sein für Menschen aus dem Bereich Philosophie, Literaturwissenschaft/Komparatistik/Sprachwissenschaften/Linguistik, Publizistik, Kommunikationswissenschaften...
Zur groben thematischen Orientierung findet sich weiter unten neben dem erwähnten Abstract auch ein thematisches Stichwortregister.
Eingereichte Kommentare können affirmativ, kontra, nur Teilaspekte des Target-Artikels besprechen, Teilaspekte thematisch weiterführen (assoziativ) — wir sind in dieser Hinsicht sehr offen.
Für den Aufbau der Kommentare wäre uns wichtig, dass eingangs eine kurze Zusammenfassung des Target-Artikels vorangestellt wird (die für den Kommentar relevanten Stellen reichen u. U.), dass eingangs klar vermittelt wird, inwiefern der Kommentar an den Target-Artikel anschließt (in welcher Art auch immer), und abschließend eine Konklusion verfasst wird, die auch nochmal klar in Verbindung mit dem Target-Artikel gebracht wird (z.B. eine Zusammenfassung und ‘defense’ der eigenen Gegenargumente, falls der Kommentar bspw. eine Kontraposition zum Target-Artikel einnimmt). Neben dem Kommentar würden wir uns auch freuen, wenn Kommentator*innen sich ebenfalls an der Weiterentwicklung des Target-Artikels, bspw. in Form eines orthografischen Reviews, beteiligen würden (unabhängig vom Kommentar; ist aber auch dienlich, um vorweg Fragens zu klären).
Insgesamt geht es uns vor allem darum, interdisziplinäre Übungs- und Auslotungsmöglichkeiten zu schaffen, um Kompetenzen durch praktische Erfahrungen zu erwerben und Grenzen auszuloten, nicht darum bspw. bestimmte Leistungen abzuprüfen. Am Ende handelt es sich hierbei um ein Studierendenprojekt.
Vor einer Veröffentlichung reviewen wir alle Kommentare auch einmal (orthografisch, grob inhaltlich), sodass Einreichende auch nochmal ein allgemeines Feedback vor der Veröffentlichung von uns bekommen werden — auch um z.B. Unsicherheiten der Kommentator*innen vor der Veröffentlichung nochmal ausloten zu können. Wichtig ist uns auch, zu vermeiden, dass Menschen sich mit der Veröffentlichung ihres Kommentars und durch weitere Diskurse unangenehm exponiert fühlen. Auf der anderen Seite sind wir auch der Meinung, dass die Stimme von Studierenden als solche einen Übungsraum und eine Dikursplattform verdient, um ein besseres Verständnis für Forschung jeglicher Art schaffen zu können — und dass man flexible interdisziplinäre Kommunikation und Austausch dadurch am besten lernt, indem man versucht ihn zu leben.
Umfang des Kommentars: 1000-6000 Wörter (weite Range, damit ihr zeitlich flexibel entscheiden könnt, wie viel Arbeit ihr aufwenden wollt/könnt). Kommentare können zudem auch zu eigenständigen Einreichungen umgeschrieben oder weiterentwickelt werden, sollte es sich anbieten.
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Hier noch ein paar externe Guidelines und Empfehlungen, die wir im Internet finden konnten (als weitere grobe Orientierung und Hilfestellung beim Schreiben von Kommentaren (Commentary-Essays)):
“Writing Philosophical Commentaries”— kurz und übersichtlich.
“Preparing, Writing, and Presenting Philosophical Commentary” — eher formale Guidelines, eher imeprativ geschrieben.
“Writing a Commentary Essay” —Hilfestellungen speziell an Studierende gerichtet.
Hier sind noch vier kurze Regeln, die Daniel Dennett für das Verfassen von Kommentaren aufgestellt hatte (diesem Blog entnommen):
How to compose a successful critical commentary:
You should attempt to re-express your target’s position so clearly, vividly, and fairly that your target says, “Thanks, I wish I’d thought of putting it that way.”
You should list any points of agreement (especially if they are not matters of general or widespread agreement).
You should mention anything you have learned from your target.
Only then are you permitted to say so much as a word of rebuttal or criticism.
Erste Phase: Call und Anmeldungsphase. Anmeldungszeitraum: 07.05.24 bis 21.07.24 (wenn später, auch in Ordnung, dient der groben Orientierung, informiert uns aber bitte!). Siehe Kapitel Anmeldung weiter unten für Details (Emailadresse etc.).
Zweite Phase: Gruppentreffen nach Ablauf der Anmeldungszeit (Termon folgt), um Fragen zu klären, und um Wünsche und Erwartungen der Teilnehmende auszuloten und eine Mitgestaltung des Ablaufs zu ermöglichen. Danach dann ca. 2 Monate Schreibphase (Zwischenbilanz via Email oder Gruppen/Einzeltreffen nach 1x Monat, je nach Bedarf, siehe nächstes Kapitel Beratung / Fellowship für Details).
Dritte Phase: je nach Umfang der Einreichungen 1-2 Monate Zeit für ‘Author’s reply’ und dann entweder neuer Diskurszyklus, oder Abschluss mit Feedbackrunde bzw. ggf. ganz kurzen Erfahrungsberichten der Teilnehmer und des Autors.
Potentieller Zeitaufwand für Teilnehmende: Je nach Umfang des Kommentars/Recherche ca. 10h-25h über ca. 4-5 Monate verteilt.
Fragen an Autor*innen können schriftlich eingereicht werden oder via Zoom/Teams besprochen werden (Gruppen-Call via Zoom am Anfang, je nach Anzahl der Teilnehmenden); individuelle Beratungen durch NOS-Editor*innen sind wie schon erwähnt ebenfalls jeder Zeit möglich (bei Anmeldung mitangeben, wenn es schon beim Einstieg Bedarf gibt, ansonsten kann eine Beratung jederzeit auf Anfrage in Anspruch genommen werden!). Mehr Informationen hierzu findest du im nächsten Kapitel Beratung / Fellowship! Prinzipiell ist uns für diesen Testrun noch nicht klar, wie viel direkte Interaktion, z.B. in Form von Fragerunden, notwendig bzw. sinnvoll sein wird, um einen interdisziplinären Austausch in Form dieses Kommentarprojektes verwirklichen zu können. Wir sind daher offen für jeden Bedarf und jede Art von Vorschlag seitens der Teilnehmenden!
Angemerkt sei auch, dass generell asynchrone Einreichung, d.h. außerhalb der obigen Timeline, auch mit individuellen Beratungen, möglich sind — zumindest im Falle dieses rein intern initiierten Test-Runs für ein zukünftiges Kommentarformat (sonst ggf. abhängig von der zeitlichen Flexibilität der Autor*innen eines Target-Artikels). Generell gilt jedoch, dass wir uns einfach sehr über Einreichungen und Interaktionen freuen würden, selbst wenn diese nicht die Timeline eingehalten haben, da wir denken, dass gerade unter Studierenden ein interdisziplinärer Austausch am wirksamsten sein könnte, und Erfahrungen dieser Art wertvoll sind, egal wie viel Zeit diese eventuell in Anspruch nehmen werden.
Zudem sei gesagt, dass wenn Dein Thema, zu dem Du etwas schreiben möchtest oder schon geschrieben hast, sich nicht für diesen Kommentar eignet, aber irgendwas mit Medizin/Gesundheit zu tun hat, dann sende uns liebend gerne deine Arbeit bzw. Abstract! (bspw. einfach direkt an [email protected] oder [email protected])
Für Teilnehmende bieten wir zudem Beratungsgespräche durch unsere NOS-Editor*innen via Teams an (Themenfindung, Recherchehilfen, bspw. ‘Pubmed für Nicht-Mediziner*innen’, Zusatzmaterialien; falls gewünscht, bspw. aufgrund schlechter Internetverbindung, sind potentiell Treffen in persona innerhalb Berlins, bspw. an der Charité/HU Mensa in Mitte, ebenfalls möglich). Da wir selber wissen, dass interdisziplinäres Arbeiten nicht leicht ist, und wir ohnehin Ideen und Feedback von extern für die Verwirklichung unserer Projekte suchen, nehmen wir uns gerne die Zeit gemeinsam an der Ermöglichung disziplinärer Kommunikationsbrücken zu arbeiten.
Theoretisch sind auch Tandem-Kommentare möglich, d.h. Menschen aus verschiedenen Disziplinen schreiben gemeinsam an einem Kommentar. Wir haben dafür kein ausgearbeitetes Konzept, aber sofern Interesse besteht, bitten wir euch dies bitte bei der Anmeldung mit anzugeben! Eventuell gelingt es uns dadurch, potentielle Kooperationen zu begleiten und zu vermitteln. Geplant ist zudem im Rahmen eines “Call for Commentaries” ggf. immer 1-2 Treffen mit den Autor*innen eines Target-Artikels zu organisieren, sodass ggf. im Vorfeld wesentliche Fragen gestellt und geklärt werden können. Solche Treffen sollen auch dazu dienen, einen aufgelockerten Austausch von Erfahrungen mit dem Schreiben von Kommentaren zu ermöglichen, sodass wir uns als Editor*innen bei NOS in Zukunft besser auf Hürden interdisziplinären Arbeitens einstellen können. Wie zuvor erwähnt, wird es nach der Anmeldungszeit für diesen Call for Commentaries auf jeden Fall eine einleitende Intro-Veranstaltung geben — auch um Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, den Verlauf mitzugestalten.
Anmeldung via [email protected] oder [email protected] möglich. Sende uns gerne deine Eckdaten (Name, Studienfach, Semester) inkl. Abstract, oder auch nur ein paar Ideen und Vorstellungen — wir beraten dich gern bei der Themenfindung bzw. der Umsetzung und Auslotung deiner Ideen. Ziel dieses ‘Testruns’ zur Etablierung eines Kommentarformates für zukünftige Einreichungen ist es vor allem, eine interdisziplinäre Diskursplattform via JNOS zu etablieren und dafür erste Erfahrungen gemeinsam mit anderen Studierenden zu sammeln. Wir sind daher offen für eure Ideen und Rückmeldungen, und würden uns freuen, wenn ihr unser Projekt mitgestaltet und mitverwirklicht!
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Antiwissenschaftliche/-demokratische Ideologien haben in den letzten Jahren stark an Zustimmung gewonnen und werden immer offener ausgelebt. Dabei ist die ‘Poetik der Verklitterung’ und Demagogie immer die gleiche und an sich leicht zu durchschauen. Dennoch ist antiwissenschaftliches Denken, u.a. durch absurde Gesetze wie den “Binnenkonsen”, eine starke Lobby und bspw. dem obligatorischen Verkauf von Pseudomedizin in Apotheken, immer noch fester Bestandteil des deutschen Gesundheitswesen.
Dieser Essay soll, u.a. am Beispiel der anthroposophischen Medizin und der Homöopathie, zeigen, welche rhetorischen Tricks zur Verteidigung von Pseudowissenschaften häufig zur Anwendung kommen und warum es wichtig ist, sich ebenfalls immer offener kritisch gegenüber derartige verachtenswerte Ideologien zu positionieren.
Neben der Gegenüberstellung des Wirkungsbegriffs in wissenschaftlicher und pseudowissenschaftlicher Medizin, werden wir uns auch einer fast kartesischen Selbsterfahrung widmen und radikal an der Wirkung von Medikamenten zweifeln, um zu sehen, was an Wissen übrigbleibt. Im Fokus steht hierbei eine für jeden verständliche und selbst erfahrbare Auslotung eines intersubjektiven Wissens und Wissenschaftsbegriffes im Gegensatz zu jeglicher Art von Glaubenssystem.
In der zweiten Hälfte des Essays werde ich zeigen, dass sich viele meiner Kritikpunkte auch anhand eines immer noch sehr wirksamen substanzdualistischen Verständnisses von “Geist und Körper” in der Alltagspsychologie erklären lassen — auch geprägt durch formelle sprachliche Dispositionen, wie eine Subjekt-Objekt Syntaxstruktur.
Als Alternative eines Substanzdualismus und zur Verbesserung von Kommunikation und inferenzieller Transparenz in der Wissenschaft stelle ich abschließend ein pragmatizistisch-phänomenologisches Konzept vor, das mitunter die Unterscheidung Leib und Körper nutzt und als eine semiotisch-kategorielle Erweiterung/Auslegung eines doppelten Monismus gesehen werden kann.
Dabei werden wir uns auch einer poetischen Betrachtung von Sprache zuwenden und sehen, inwiefern rhetorische Effekte und Motive für den Ausdruck des eigenen Erlebens im Alltag, sowie bspw. in der Lyrik, genutzt werden (Poetik der Ästhetik, des Ausdrucks des Erlebens, der relationalen Manipulation…).
Die Kernthese dieses Essays ist es, dass man, sowohl anhand der ideologischen Rhetorik als auch anhand der Inhalte jeglicher Art von Pseudowissenschaft, zeigen kann, dass es vorrangig immer darum geht, transparente Wissenschaftsbegriffe, aber auch die eigene Intuition von Menschen, gezielt zu unterminieren, um einen segregistischen Erkenntnisbegriff, bspw. in Form von unnötigen Dichotomien wie Alternativ- und Schulmedizin, für ideologische Zwecke zu etablieren.
Ich argumentiere daher dafür, dass jegliche Art von Pseudomedizin aus dem Gesundheitswesen aus ethischen Gründen auszuschließen ist und die ewig potemkinsche “Erforschung” jener Ideologien eingestellt werden sollte.
Wissen, Epistemologie, Pseudomedizin, Pseudowissenschaft, Ideologie, Evidenz, Evidenzbasierte Medizin, Rhetorik, Redlichkeit, Demokratie, Leiblichkeit, Substanzdualismus/-monismus, Sprache, Pragmati(zi)smus, Abduktion, Inferenz, Hypothesentesten, Statistik, Aufklärung, Dichotomisierung, Wirkungsbegriffe, Medizin, Menschlichkeit, Psychologie, Psychiatrie, Psychosomatik, Placeboeffekt, Leitlinien (Evidenzbericht), Beweislastverschiebung, Poetik, Ästhetik, Erleben, Segregismus/Segregation, Korrelation, Kausalität, Äquivalenz von Masse und Energie, Relativitätstheorie, Physik, Systemtheorie/Informationstheorie, Noiesis, Aesthesis, Poiesis, Metanoia, Experiment, Flatearther, Manipulation, Produktbindung, Prozederebindung, Konsumismus, Lifestyle, Populismus/Demagogie, epistemische Verklitterung, Tradition, anekdotische Beweisführung, Homöopathie, Heilpraktiker*innen, Binnenkonsens, Anthroposophie, Esoterik, TCM, Akupunktur, Glaubenssysteme, Kommunikation, Biopsychosoziales Modell, Holistik, Tropen/Tropus (Metapher, Metonymie, Synekdoche), Kippfiguren, Redundanz, methodischer Zweifel, Derealisations-/Depersonalisationserleben, Schizophrenie, hegemonialer Relativismus.
Ein internes Review des Target-Essay erfolgte durch Bastian Schulzke. Menschen aus unserem Team werden potentiell ebenfalls immer wieder Kommentare/Reviews zu externen aber auch internen Editorials bzw. Essays wie diesem verfassen — analog zu unserem bisherigen rein internem Reviewformat für Einreichungen in Sektion I, Medical Humanities (auch aus unserem eigenem Interesse heraus und für die bewusste ‘Selbsterfahrung’ als Editor*in bei NOS; interne Einreichungen für diesen Call werden formell als “Editorial-Kommentar” geführt).