Verfasst durch das Editorial Board von anwesenheitsnotiz, übersetzt aus dem Englischen
Welche Themen beschäftigen Euch als Zeitschrift?
Ganz allgemein sind wir eine Zeitschrift für die Geistes- und Kulturwissenschaften. Unser Themenspektrum reicht von Kunst- und Literaturanalysen bis hin zu ethnografischen Beobachtungen und philosophischen Argumentationen. Wir bevorzugen jedoch Originalität gegenüber disziplinärer Strenge und unterstützen Ansätze, die über das etablierte akademische Schreiben hinausgehen. Wenn ihr also im Rahmen eures Studiums eine Arbeit über Quantenphysik oder die Bodenbeschaffenheit im Schwarzwald verfasst habt (die sprachlich auch für ein Laienpublikum zugänglich ist), dann schreibt uns!
Warum ist Euch studentische Forschung wichtig?
Es ist ein weit verbreiteter Glaube, dass studentische Forschung die unausgereifte Version professioneller Forschung ist, d.h. Forschung, die methodisch noch nicht so wasserdicht ist oder nicht so gut und tiefgründig geschrieben ist und daher im großen wissenschaftlichen Rahmen nicht relevant ist. Doch gerade noch nicht standardisierte Gedankengänge von Studierenden, die noch im Zickzackkurs zwischen Methoden und Themenkomplexen verlaufen, können Debatten auffrischen und innovative Perspektiven aufzeigen.
Studentischer Forschung eine Plattform zu bieten, bedeutet, die Studierenden zu ermutigen, sich mit den Themen, die sie interessieren, mit (noch) mehr Enthusiasmus zu beschäftigen - da sie einem Publikum präsentiert werden, das mehr als zwei Personen umfasst (ihr*e Betreuer*in und ihr*e unterstützende*r Mitbewohner*in) - und kritischer zu sein - da ihre Arbeiten vor der Veröffentlichung einem gründlichen Redaktionsprozess durchlaufen werden.
Wie funktioniert Peer Review in Eurer Disziplin/Eurer Zeitschrift?
Alle Beiträge, die bis zu einem bestimmten Datum bei uns eingereicht werden, werden von allen Mitgliedern des Redaktionsteams gelesen. Nach Diskussion und Bewertung jedes Beitrags wählen wir 5 bis 7 Beiträge aus, die wir in der nächsten Ausgabe veröffentlichen. Jeder Beitrag wird von einem oder zwei Teammitgliedern redigiert und begleitet. Die Autor*innen müssen bereit sein, sich einem intensiven Redaktionsprozess zu unterziehen, bei dem die Argumentation, die Verwendung von Begriffen und die Sprache im Allgemeinen überprüft und verfeinert werden. Da die Papiere oft aus themenspezifischen Bereichen stammen, in denen wir uns selbst nicht auskennen, wenden wir uns an Expert*innenn auf diesem Gebiet, die die Qualität des Papiers einschätzen können.
Dieser Prozess ist weitaus umfassender als das typische Peer-Review-Verfahren von Fachzeitschriften oder Sammelbänden, bei denen kritische Kommentare oft nur einmal und anonym abgegeben werden. In seiner Intensität ist es jedoch eine gute Gelegenheit, sich darin zu üben, Kritik einzuarbeiten und eine inhaltliche tiefe Arbeit zu entwickeln.
Warum interdisziplinäres Publizieren?
Wir möchten zu einer wissenschaftlichen Mentalität beitragen, in der die Bereitschaft und Fähigkeit, über den Tellerrand der eigenen Disziplinen hinaus zu denken, mit dazu gehört. Unterschiedliche Perspektiven auf ein und dasselbe Thema anzuerkennen, wird nicht nur der Komplexität unserer Umwelt besser gerecht, sondern erinnert uns auch daran, die eigenen Fachbegriffe und Methoden bewusst zu verwenden. In manchen Kontexten kann es sogar sinnvoll sein, eine gemeinsame, aber dennoch wissenschaftliche Sprache zu entwickeln, um gemeinsam an wissenschaftlich Problemen arbeiten zu können.
Was ist Euer Kern-Take-Away aus 1,5 Jahren Berlin Exchange?
Einerseits ermöglicht uns Berlin Exchange, die erwähnte Interdisziplinarität noch stärker zu leben, da wir neben unseren eigenen unterschiedlichen Hintergründen auch Einblicke in die studentischen Bereiche der Medizin und der Politikwissenschaften erhalten. Andererseits bedeutet die Verbindung mit anderen Zeitschriften eine Verbindung mit Gleichgesinnten auf der technischen Ebene, der Teamdynamik und den Arbeitsprozessen. Der Austausch von Ideen und die geteilte Nutzung von Ressourcen auf einem gemeinsamen Weg, der unsere Unterschiede und Gemeinsamkeiten fruchtbar miteinander verbindet, ist sehr inspirierend!
[Verfasst durch das Editorial Board von anwesenheitsnotiz, übersetzt aus dem Englischen]
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