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Faszination, Frust und alles dazwischen

Erfahrungsbericht

Published onDec 10, 2023
Faszination, Frust und alles dazwischen

Als ich das erste Mal meinen Fuß in ein Labor, kein Schullabor, nein ein richtiges Forschungslabor, gesetzt habe, war ich fasziniert von absolut allem (sogar vom pH-Meter, welches sich später noch als einer meiner größten Feinde entpuppen sollte). Fast 1,5 Jahre später erscheint mir das alles wie das Normalste der Welt. Routine hat sich eingeschlichen und irgendwie ist Wissenschaft mittlerweile auch nur ein Job mit Emails, Meetings, Papierkram (und komischen Arbeitszeiten).

Während ich mir am Anfang noch jeden meiner Handgriffe dreimal überlegt habe, höre ich jetzt entspannt Radio beim Pipettieren. 200 Euro für einen Antikörper? Mittlerweile ein Schnäppchen und kein Grund mehr sich schuldig zu fühlen bei der Bestellung. Nachdem ich als Medizinerin zunächst das Gefühl, ein Fremdkörper im Labor zu sein hatte, habe ich jetzt meinen Platz gefunden und die Skepsis besiegt.

Laborarbeit ist doch eine merkwürdige Angelegenheit. Man pipettiert den ganzen Tag verschiedene durchsichtige Flüssigkeiten zusammen und vielleicht entdeckt man irgendwann etwas, das das Leben (und die Krankheit) von tausenden Menschen ändern könnte. Und wenn es nicht klappt? Tja, dann macht man weiter, man wiederholt, man troubleshootet. Manchmal sucht man die Schuld auch bei sich selbst. Habe ich einen Pipettierfehler gemacht? Habe ich das nicht richtig durchdacht? Habe ich einfach nicht hart genug gearbeitet? Bin ich hier überhaupt richtig?

Es heißt, man braucht eine hohe Frustrationsschwelle in der Wissenschaft, aber ich glaube man braucht vor allem ein hohes Maß an Resilienz - und gute Kolleg*innen. Und dann gibt es wieder die Tage, an denen etwas klappt, an denen man etwas Neues lernt, man ein neues Projekt beginnt oder eine Bewerbung positiv zurückkommt und all der Frust und die Zweifel weichen der Faszination, der Vorfreude, einem Gefühl von „Ich bin hier genau richtig“. Und wenn Wissenschaft nur ein Job ist, dann ist ers, zumindest für mich, doch einer der besten, die ich mir vorstellen kann.

Eva ist Medizinstudierende im 7. Fachsemester an der Charité Universitätsmedizin Berlin. Im Rahmen ihrer experimentellen Doktorarbeit beschäftigt sie sich mit der 3D Visualisierung lymphatischer Gefäße der Niere mittels eines anti-LYVE1 Nanobody.

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